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Work-Life-Balance

Was bitte soll da ausbalanciert werden?

Wer wohl auf die Idee gekommen ist Work und Life in den Kontrast zu stellen? Lebe ich nicht, wenn ich arbeite?!? Erdulde ich Arbeit, um dann leben zu können? Ich bin ein Schelm und spitze noch etwas zu: Leben und Nicht-Leben (bzw. Arbeit und Nicht-Arbeit) sollen sich die Waage halten? Da kommt Null raus!

Ich habe den Eindruck, dieser Begriff ist eine der Spätfolgen von Optimierung durch Planung. Unser Leben und Zusammenleben sind in einem Maße durchgeplant, dass freier Bewegungsraum kaum noch vorhanden ist. Das erfasst in zunehmendem Maße auch das Leben unserer Kinder.

Es beginnt schon bei den Kleinen – welch ein Irrsinn

Eine Grundschullehrerin erzählt mir von Kindern wie diesem: Torben* wird direkt von der Schule abgeholt und zum Tennis gefahren. Mittagessen im Auto. Wieder nachhause und 35 Minuten Hausaufgaben. Anschließend Geige üben. Dann 14 Minuten Vokabeln auf der Fahrt zum Kieferorthopäden. Danach zu seinem Judofreund Leo – 45 Minuten Zocken ist erlaubt. Schnell wieder heim: Abendessen, 52 Minuten Mathe (da hakt es etwas) mit seiner älteren Schwester Beatrice* (über ihren Tageslauf könnte ich eine ähnliche Geschichte erzählen) und ab ins Bett. Die amerikanischen Psychiater Foster W. Cline und Jim Fay haben 1990 dafür den Ausdruck Helikopter-Eltern eingeführt. Die Sorge um Fehlentwicklungen dominiert das Vertrauen in das, was entstehen können könnte.
*Namen geändert

Viele Unternehmen sind wie Helikopter-Eltern

Das Ganze kann ich 1:1 auf viele Unternehmen übertragen und nenne es Helikopter-Unternehmensführung: Hauptziele, Grobziele, Feinziele, Zielerreichungspläne, Maßnahmenkataloge, Umsatzvorgaben. Die meisten Prozesse bis ins Kleinste geplant und getaktet. Kaum Bewegungs- und Entscheidungsfreiheit für diejenigen, die die Arbeit ausführen. Ja – ich weiß – öffentlich wird Anderes diskutiert. Aber intern sehe ich das in vielen Firmen genau so.

Wir brauchen Sandelzeit

Hätten wir weniger „optimal“ geplante Zeit, müssten wir über eine Balance erst gar nicht nachdenken. Ich bin überzeugt, jeder Mensch braucht Sandelzeit. Zeit, die im übertragenen Sinne, mit sowas wie Sandspielen vergeht. Ohne erkennbaren Sinn und ohne erkennbares Ziel. Während der Arbeit oder der Freizeit. Innerhalb der Lebenszeit. Wir haben ein schönes Wort dafür: Muße.

Planen im rechten Maß

Übrigens: Für Planung spricht eine ganze Menge. Vorausgesetzt, sie enthält Leerstellen, die sich mit dem füllen dürfen, was sich entwickeln will. Diese Ergebnisse kann niemand vorausdenken und sind durch Pläne nicht erwirkbar. Das Phänomen nennt sich Emergenz und beschreibt die Fähigkeit von komplexen Systemen, Dinge hervorzubringen, die aus ihren Einzelteilen nicht erklärbar sind.

Balance ist ein Naturgesetz – Naturgesetze lassen sich nicht planen

Was das alles mit Work-Life-Balance zu tun hat? Wer alles plant, muss auch den Kräftehaushalt planen und ausbalancieren. Wer alles zuplant verhindert Emergenz. Wer sich nicht mehr anders zu helfen weiß, muss sein Überleben durch Mauern hochziehen retten und die Freizeit vor der Arbeit schützen. Da sitzt man dann schon längst in der Falle.

Planen Sie weniger und vergessen Sie diese Balance-lässt-sich-planen-Idee. Wer genau hinschaut, sieht, dass sie sich ganz von alleine einstellt. Erkennbar daran, dass es Ihnen gut geht und Sie in Ihrer Kraft sind.

Winfried Walter Skarke, Wesens/kern/stratege

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Der Autor

Mein Name ist
Winfried Skarke.
Ich bin
Wesenskernstratege
und Entwickler der
Wesenskernstrategie.

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